Wochenbericht 29.09.2024
Heia Hussassa, der Herbst ist da!
“Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da!
Er bringt uns Wind, hei hussassa!”
Diese Woche hat in der Räuberhöhle der Herbst Einzug gehalten. Im Morgenkreis sitzend, begrüßen wir die neue Jahreszeit mit diesem fröhlichen Herbstlied. Viele verschiedene Instrumente, die sich die Kinder aus der großen Kiste selbst aussuchen, begleiten uns dabei mit ihren unterschiedlichen Klängen: der schnarrende Klang des Guiros, die Klanghölzer, die Rasseln und unsere Stimmen, alles mischt sich und klingt schön.
Gemeinsam überlegen wir uns, welche Veränderungen im Wald anstehen, welche spüren wir vielleicht schon, und was bringt der Herbst mit sich?
Nicht nur der Herbst wird diese Woche begrüßt, sondern auch ein neues Räuberkind mit Ihrer Familie dürfen wir in unserer Mitte herzlich Willkommen heißen.
Unser Tuch hat die Farbe vom gelben Sommer zum orangen Herbst gewechselt. Beim Ankommen am Morgen ist es nun schon deutlich kühler, und die ersten Bucheckern sind auf dem Waldboden zu finden. Wir beobachten Eichhörnchen, die fleißig umher huschen und ihre Wintervorräte sammeln.
Ein paar Kinder verschwinden mit großen Töpfen und Eimern in der Sandgrube, um einige Zeit später wieder aufzutauchen. Nun sind die Töpfe bis über den Rand gefüllt mit verschiedenen Zapfen, die die Kinder gemeinsam gesammelt haben. Stolz marschieren die Räuber durch die Räuberhöhle, um ihren Schatz zu präsentieren. Währenddessen wird an der Werkbank geschafft. Es wird angezeichnet, gesägt, gehobelt, gefeilt und genagelt. Ein Räuber hatte nämlich die Idee, sich einen Schlitten zu bauen. Nebenan eröffnet eine kleine Gruppe Kinder ein Restaurant. Immer wieder rennt ein Pirat oder Polizist vorbei, gefolgt von weiteren Kindern, die am Rollenspiel beteiligt sind. Der große, dicke, gefällte Eichenstamm wird zur Rakete. Neben dem Sandkasten werden Zugschienen verlegt, Straßen, Rampen und Wippen gebaut. Und das alles fast ohne klassisches Spielzeug, denn Spielmaterial bietet der Wald zu genüge. Ein Stock wird schnell zum Schwert, Pferd oder auch zur Gabel und zum Löffel. Ein Stück Baumrinde kann ein Boot, eine Brücke oder auch ein Teller sein. Gerade so, wie es das Kind für sein Spiel benötigt.
Ja, der Wald und die Räuberhöhle sind wahrhaftig magische Orte für Kinder, in denen sie ihre Kreativität und Vorstellungskraft auf ganz besondere Weise entfalten können. Hier finden sie den optimalen Raum und Rahmen, um ihre kindlichen Fantasien auszuleben und kreative Ideen zu entwickeln. Nicht nur die Kreativität, sondern auch zahlreiche andere Fähigkeiten der Kinder werden bei uns im Wald geschult. Kinder lernen durch Rollenspiele, sich in andere Figuren hineinzuversetzen und deren Eigenschaften anzunehmen. Dabei wird ihre Empathie geschult und sie entwickeln ein besseres Verständnis für die Perspektiven anderer Menschen – eine wichtige soziale Kompetenz.
“Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da!
Er bringt uns Spaß, hei hussassa!”
22.09.2023
Kinder haben Rechte - Ein Kinderleben lang!
Die Kinder stellen ihre Bilder vor.
Wow, was für ein bunter und erlebnisreicher Tag in der Räuberhöhle. Das erste Mal haben wir im Kindergarten den Weltkindertag gefeiert.
Im Vorfeld beschäftigten wir uns bereits mit dem Thema Berufe und Berufswünsche.
"Ich werde Feuerwehrmann, wenn ich groß bin!" Dieser Satz sprudelt aus einigen Kindermündern, voller Tatendrang und Energie. Aber was braucht es, um diesen Traum wahr werden zu lassen? Und wie cool ist es, dass man sich noch tausend mal umentscheiden darf, bevor man seine Berufung findet?
Wir feierten mit den Kindern, dass Kinder einfach Kinder sein dürfen und dass es Rechte gibt, die diese Kindheit schützen. Denn jedes Kind ist gleichwertig und verdient es, glücklich zu sein, egal wie groß oder klein, schnell oder langsam, laut oder leise es ist. Und jedes Kind darf lernen und sich seinen Interessen widmen.
Bereits nach dem Ankommen am Morgen konnte jeder eine Kachel auf einem großen Plakat mit seiner Lieblingsfarbe füllen. Aber Moment mal, was ist denn deine Lieblingsfarbe? Und welches Tier magst du am liebsten? Und was willst du werden, wenn du groß bist? Was spielst du gerade besonders gerne? Wir haben uns im Morgenkreis darüber ausgetauscht und es war spannend zu hören, was die Kinder so zu erzählen hatten.
Nach dem Morgenkreis begann die Gruppenarbeit: Eine Gruppe ging Berufswünsche aufmalen (bzw. was man gerne spielt), die andere (später tauschten die Gruppen) einen Teil eines kurzen Filmchens zum Thema "Kinderrechte" anschauen. Hier entdeckten wir auch die bunten Kacheln wieder als Symbol für die Kinderrechte. Nach jeder kleinen Sequenz des Filmchens, in welcher ein Kinderrecht thematisiert wurde, pausierten wir den Film und tauschten uns über das Gehörte aus, brachten eigene Erfahrungen und Ideen mit ein und manches wurde noch mit Hilfe von Kamishibai-Karten anschaulicher gemacht. Auch hier beteiligten sich die Kinder aktiv. Das ist uns sehr wichtig, denn einfach zu konsumieren gibt es bei uns nicht.
Bei solch einem Fest darf die Musik natürlich nicht fehlen. Mit der Begleitung der Gitarre sangen wir ein Kinderrechtelied, dazu wurde geklatscht und getanzt. Zum Vesper gab es als Nachtisch leckere Puddinghörnchen und dann trafen wir uns an den inzwischen angepinnten Bildern, wer wollte, konnte seines vorstellen und erzählen, was er gemalt hatte.
Wir hielten fest: Im Morgenkreis und beim Bilder malen ging es immer um bestimmte Dinge, die ein einzelnes Kind gut fand, andere fanden anderes gut. Im folgenden Spiel wollten wir nun Dinge finden, die jedem wichtig sind. Auch diese im Spiel erarbeiteten Ideen hielten wir mit Bildern auf unserem Plakat fest. Die Kinderrechte standen dabei immer im Mittelpunkt, denn sie ermöglichen all das, was uns wichtig ist.
Ein Tag voller Programm, wie es sonst eher unüblich ist, da wir die Freispielzeit im Wald sehr schätzen. Die Rückmeldung eines Räuberkindes am Ende dieses sehr besonderen Tages: “Heute war ein schöner Tag!”
15.09.2023
Die Räuber sind zurück aus den Ferien
Tüchertanz zu „Wir sind die Sternenfänger“
Ich sitze auf einem Baumstamm im Morgenkreis und schlürfe an meinem Chai mit Hafermilch. Ein Ritual, das ich aus meinem Urlaub mitgenommen hab. Es fühlt sich noch
gar nicht nach Arbeit an, hier im grünen Schönbuch bei Sonnenschein und mit warmem Tee in der Hand. Auch die Kinder gesellen sich heute ganz gemächlich dazu, setzen sich in unseren Kreis. Wir
unterhalten uns, erzählen uns vom Urlaub. Dabei hat der Morgenkreis noch gar nicht begonnen. Die gemütliche Atmosphäre ist einfach anziehend und so setzen sich alle nach und nach gerne dazu.
„Nicht loslassen müssen, sondern ankommen dürfen“ habe ich demletzt auf einem Buchtitel gelesen. Dazu ist eine einladende Atmosphäre nötig, jeder wird mit einem Lächeln begrüßt, jeder ist willkommen.
Nach den Ferien stürzen sich einige gleich wieder ins ach so vermisste Kindergarten-Leben, während andere vorsichtiger und zurückhaltender sind, lieber noch ein Weilchen länger bei Mama oder Papa
bleiben. Mit unserer eigenen Ruhe und inneren Freude über das Wiedersehen erleichtern wir den Kindern den Übergang von Familie zu Kindergarten und so sitzen wir schon bald ohne Eltern im
Morgenkreis.
Auch unser neuer FÖJler sitzt dabei und erzählt eine spannende Geschichte über eine Haisichtung aus seinem Urlaub. Unsere neue Kollegin Kristina ist auch mit am Start, sie kommt nun statt unseres
Kollegen Daniel, den wir vor den Ferien leider verabschieden mussten. Wir nehmen ihm eine Nachricht mit guten Wünschen auf und schicken sie ihm für seinen ersten Tag im neuen Kindergarten zu.
Später gehen wir mit einer Kleingruppe an den Teich. Wow, so viele Frösche! Große und kleine verstecken sich zwischen Wasserlinsen und braunen Blättern. Ein Junge entdeckt sogar zwei lebende
Libellenlarven, dazu eine leere Haut, aus der eine große Libelle geschlüpft ist.
Die erste Woche im Kindergarten ist nun vorbei und ich schaue zurück auf viele schöne Ereignisse im Wald. Wie wir in die tiefe Schlucht gestiegen sind und dort lange eine große Nacktschnecke
beobachtet haben. Wie die Kinder ihre Hilfe anboten, als ein weiteres Kind zu uns kommen wollte, sich aber nicht alleine traute. Wie wir zusammen den schweren, steilen Anstieg wieder meisterten und
das Kletterseil zur Hilfe nahmen. Wie wir zu Musik tanzten und uns gemeinsam als Pinguine im Spiel „PitschPatschPinguin“ zusammenkuschelten, an der Werkbank sägten, hämmerten und klebten, gemütlich
zusammen Bücher anschauten oder mit den bunten Perlenstangen – ein Arbeitsmaterial aus der Montessori-Pädagogik – mathematische Impulse aufgriffen und weiter etwickelten.
Ja, ein bisschen nach Arbeit fühlte es sich dann doch irgendwann an, aber eine wirklich sehr schöne, bereichernde Arbeit!